60 Jungen und ein Mädchen haben fünf anstrengende Tage in der Waldsportanlage hinter sich. Acht zweistündige Trainingseinheiten in der Rummenigge-Fußballschule verlangten ihnen von Montag bis Freitag einiges ab - vor allem aber war auch großer Spaß dabei und einiges an Können-Zuwachs.
MOZ / Foto: Oliver Voigt
"Der Verlierer muss dem Gewinner-Team zu Mittag die Getränke servieren." Christian Sackewitz, 134-facher früherer Bundesliga-Spieler, den selbst die Ferien-Fußballkinder vertraut "Sacke" nennen dürfen, motiviert die Trainingsgruppe auf seine ganz eigene Art. "Sacke ist der Lustigste unter den Trainern", hatte zuvor Giulia Bohn wie zur Bestätigung dieser originellen Ansage vor dem Torschusstraining wissen lassen. "Es ist anstrengend, aber macht auch alles Spaß", meinte Giulia am vorletzten Tag der Ferien-Fußballschule.
Dass sie dabei das einzige Mädel war, ist für Giulia nichts Besonderes: "Ich spiele beim VfL Vierraden ja auch mit Jungs bei den D-Junioren - wenn ich dann 14 bin, will ich zu den VfL-Frauen wechseln", ist sich die 12-Jährige schon total im Klaren. Und sie weiß auch, dass es noch einiges an Potenzial gibt, das sie besser abrufen kann: "Beim Fußballabzeichen war ich schlecht", geht sie ziemlich hart mit sich ins Gericht. Doch schon steht sie wieder auf dem Platz, um ihr Können beim Dribbling und Torschuss zu verbessern.
"Bei uns werden alle Übungen mit dem Ball gemacht", erläutert Michael Rummenigge. Direkt von Sylt angereist, wo in dieser Woche ein weiteres Rummenigge-Camp über die Bühne ging, hat er sich am Donnerstagvormittag einer der vier Trainingsgruppen angenommen. Nach nur knapp einer Stunde spricht er fast jedes Kind schon mit Vornamen an. "Das ist wahrscheinlich irgendwie eine Begabung - das lerne ich schnell. Ich finde es aber schlecht, wenn ich über den Platz rufe: Blondi, komm mal her!" Schon ist er dabei, die "Rummenigge-spezial"-Übung mit den Jungs zu üben - und ertappt die Ersten schon nach der einfachen Ansage: Wir nehmen den Ball in die Hand!
"Ein Fußballer nimmt den Ball immer mit dem Fuß hoch und bückt sich nicht, um ihn mit der Hand aufzuheben - das möchte ich nicht noch einmal sehen", lässt er auch etwas Strenge durchblicken. Die Jungs haben verstanden und sind eifrig beim Üben, als es gilt, den Ball erst mit dem Knie, dann mit dem Fuß, danach mit dem Kopf und schließlich mit der Brust zu berühren, ohne dass er zwischendurch die Erde berührt. "Wenn wir uns das nächste Jahr wieder hier treffen, möchte ich, dass ihr das alle drauf habt", sagt Rummenigge - und deutet damit praktisch schon die Zukunft dieser Ferien-Trainingslager in der Uckermark an. Das hat insbesondere einen Grund: "Schau dich doch hier um - alles klappt perfekt. Die Trainer haben nur lobend über die ersten drei Tage gesprochen. Bis hin zur Versorgung und dem Wetter funktioniert alles wirklich großartig", lobt er den gastgebenden FC Schwedt. Schon ist er wieder mittendrin, feuert die Trainingsgruppe an: Wir erhöhen ein bisschen das Tempo - daaaas ist Fußball! Gut, Kevin!"
Auf dem Rasen geht's schon weiter mit Torschuss, Dribblings, Finten. "Fußball ist die komplexiste Sportart von allen", lässt Michael Rummenigge die Schützlinge wissen. "Immer den Kopf hoch nehmen, die Scheuklappen weg. In jeder Situation solltet ihr wissen, wo die Mitspieler sind, welche Aktion ihr einleiten könnt. Und vor allem sollte man versuchen, mit links und rechts gleichermaßen gut den Ball zu beherrschen."
Eine ganze Menge, was da auf die Fünf- bis 14-Jährigen einprasselt (Nick Kalainski und Konrad Bartelt sind als Fünfjährige die jüngsten Teilnehmer). Dass die insgesamt fast 20 Trainingsstunden in dieser Woche nicht ohne sind, bestätigen alle der Befragten - und man sieht es auch ihren Gesichtern am Nachmittag an, wenn gegen 16 Uhr der Trainingstag zu Ende geht. Einer der interessierten Zuschauer am Rande ist über die Woche Christian Kalainski, den Insidern in der Region sicher als herausragender Fußballer und später als Coach zurückliegender Jahrzehnte gut bekannt. Jetzt guckt er seinem Enkelsohn zu und hofft auf das Fortsetzen der Kalainskischen Fußballtradition.
Eine besondere Ferienwoche war dies in der Waldsportanlage auch für Eric (14) und Moritz (10) Fenske. "Wir wohnen in der Nähe von Ulm und sind hier zu Besuch bei Opa und Oma. Sie hat uns zu dieser Fußballwoche angemeldet, die anstrengend, aber toll ist", sagt Moritz.
Am Mittwoch hatte es einen besonderen Trainingstag gegeben, denn da wurden die fünf Stationen des sogenannten Fußball-Abzeichens absolviert: Ball über eine Rampe genau in einen Eisenkorb treffen, mindestens 20-mal jonglieren, Elfmeter-König, Dribbling-Parcours und Kopfballpendel waren zu absolvieren. Überall gab es Punkte zu sammeln - pro Station maximal 60. Und tatsächlich hat es Justin Kaszemeikat geschafft, diese Optimalzahl zu erreichen. "Er war erst der Dritte in all unseren Camps dieses Jahres", folgt gleich noch die Einordnung. Max Steffini und Gordon Schönwetter mit jeweils 290 sowie Jannik Teichert mit 275 Zählern waren von Justins Resultat nicht weit entfernt, also auch großartig.
Am Freitag hat die Trainingswoche mit einem sogenannten Champions-League-Turnier ihren Abschluss gefunden. Sie wird bei den 61 Kindern, für die im Teilnahmepreis neben der Versorgung mit Getränken und Mittagessen unter anderem auch eine schicke rote Adidas-Trainingskleidung gehörte, ganz sicher lange in Erinnerung bleiben.
Maik Kaszemeikat, der für den Oderstadt-Verein alles Organisatorische in der Hand hat, möchte sich für das gelungene Miteinander bei der MMM-Kantine in Sachen Versorgung und beim Karthausklub für das bereitgestellte große Zelt sowie bei den zeitweiligen Helfern aus dem eigenen Verein bedanken. Und er informiert auch darüber, dass die Rummenigge-Fußballschule von Freitag bis Sonntag mit Haßleben eine weitere Uckermark-Station einlegt. Tatsächlich werden dann einige, die in Schwedt dabei waren, noch zwei Tage dranhängen.