Die nüchterne Resultatsmeldung nach dem Uckermark-Derby in der Fußball-Landesliga vom Sonntag schmeichelt eher dem gastgebenden Aufsteiger Angermünder FC und gibt die Dominanz des FC Schwedt höchstens in Ansätzen wieder.

MOZ

"Wenn's fußballerisch nicht läuft, will ich doch wenigstens vollen kämpferischen Einsatz sehen - bis auf zwei, drei Ausnahmen hat aber auch das im Team total gefehlt." Tony Franke, als AFC-"Interimsvariante" beim Derby erstmals als Verantwortlicher auf der Bank, hielt im Spielerkreis gleich nach dem Abpfiff mit seiner Kritik nicht hinter dem Berg. Das sei eine Einstellungsfrage! Nun hofft Franke auf einen Ruck im Team und Zählbares beim wichtigen Spiel am Sonnabend in Perleberg.

Auch nicht euphorisch wirkte FCS-Coach Marcus Erben, hätte er sich doch angesichts der Dominanz und der zahlreichen ausgelassenen Großchancen ein höheres Resultat gewünscht, aber er ordnete das Match auch sachlich ein: "3:0 - das ist schon völlig in Ordnung. Wir haben dem Gegner keine einzige richtige Möglichkeit gestattet."

Beide Verantwortlichen analysierten damit treffend die zurückliegenden 90 Minuten. Bis kurz vor der Pause stand es allerdings noch torlos. "In der ersten Halbzeit haben wir ja auch vieles richtig gemacht", meinte Tony Franke. Nach knapp einer Viertelstunde mischte er sich erstmals hörbar ins Spiel ein: "Sehr gut bisher, Angermünde!" hallte es über den Platz. Erste, unübersehbare Devise beim Gastgeber war, den Gast mit energischer Zweikampfführung nicht in den Spielaufbau kommen zu lassen.

Der war angesichts schwieriger, kraftraubender Platzverhältnisse allerdings ohnehin nicht so einfach. Nico Hubichs Distanzschuss aufs untere rechte Eck, den Keeper Kevin Oppelt entschärfte, war das erste notierenswerte Gäste-Signal (18.). Bei einer Doppel-Großchance fanden Hubich und Lukasz Kargol wiederum in Oppelt ihren Bezwinger (26.). Marcin Lapinski traf nur das Außennetz (32.), bereitete dann aber mit einem Flügellauf und präziser Rückgabe auf Manuel Fuchs das 1:0 vor (45.) - dass die Kugel Oppelt durch die Beine rutschte, war Pech für den auffällig haltenden Keeper.

Wenn sich die AFC-Kicker für den zweiten Abschnitt höhere Offensivwirkung und vielleicht den nötigen Treffer für einen Punktgewinn vorgenommen hatten, wurde dieser Plan bereits nach gut zwei Minuten zerstört: Erneut bereitete Marcin Lapinski mit Lauf bis zur Grundlinie vor, wiederum war Manuel Fuchs der Nutznießer - 0:2 (48.). Von nun an war genau das zu beobachten, was Tony Franke später kritisierte: Die Platzherren ergaben sich mehr oder weniger ihrem Schicksal. Wenn es in den gesamten 90 Minuten letztlich keine wirklich zwingende Torchance für den AFC gab, spricht dies Bände.

Dagegen fehlt hier fast der Platz, um noch alle Gäste-Möglichkeiten zur Resultatserhöhung aufzuzählen: Philipp Ulrich (50., 59.), Michal Adamczak (70.) und Marcin Lapinski, der nach einem Solo das Außennetz traf (80.), seien mit ihren Chancen beispielhaft aufgeführt. Schließlich stellte der eingewechselte Pawel Iskra nach schönem Flügelwechsel und genauer Ulrich-Eingabe den 0:3-Endstand her (74.).

AFC: Kevin Oppelt, Martin Rakoczy, Oliver Boche, Silvio Steinbrecher (61. Tobias Koß), Martin Oertel, Eric Ziese, Wellington Schäfer, John Singert, Ian Beckmann, Dominik Fuchs (76. Steffen Retzlaff), Phillipp Bieber

FCS: Sven Lenz, Stephan Liermann, Lukasz Kargol, Tomasz Lapinski, Grzegorz Tarasewicz, Nico Hubich, Michal Adamczak, Manuel Fuchs (67. Pawel Iskra), Matthias Liermann, Philipp Ulrich, Marcin Lapinski (87. Marcel Freitag)

Wer für das sonntägliche Landesliga-Derby einen Fight um die (fußballerische) Vorherrschaft in der Uckermark vorausgesagt hatte, war wohl mit falschen Erwartungen auf den Jahnsportplatz gekommen. Dennoch hatte ich ein durchaus offeneres Spiel erwartet, ein Derby im wahrsten Sinn. Das bekamen 150 Zuschauer nicht zu sehen.

Doch beide Teams - das weiß man allerspätestens jetzt kurz vor der Winterpause - bestreiten die Ligapartien auch mit ganz unterschiedlichen Zielsetzungen: Während die in der Liga seit Längerem etablierten Oderstädter so weit wie möglich oben mitspielen wollen, kann es für den AFC nur um den Klassenerhalt gehen. Dafür beiden Teams möglichst viel Erfolg!

Jörg Matthies


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